Ist Google eine Value Trap in Zeiten von Generative AI?

Es ist kein Geheimnis, dass Googles Umsätze langsam abflachen bzw. rückläufig sind, wenn wir Q4 2022 mit Q4 2021 vergleich. Das hat sicherlich viele Gründe. Zum einen Vergleichen wir Zahlen aus der Boom-Zeit 2021, wo Google und viele Unternehmen übermäßig viel verdient haben mit Zahlen aus Zeiten hoher Inflation und Rezessionssorgen. Zum anderen sind Unternehmen seit 2022 sparsamer mit ihren Budgets selbst, nach dem sie viele Entlassungen durchgeführt haben.

Nun tauchen immer mehr generative Ais auf, allen voran Midjourney, ChatGPT und Bing-Chat (=ChatGPT+Internetzugang?). Die Anwendungen sind zwar nicht perfekt, aber bereits so gut, dass sie heute schon von vielen Privatpersonen und Unternehmen adaptiert werden. Es gibt angeblich schon die ersten Entlassungen dank ChatGPT.

Derweilen kratz die Popularität von ChatGPT am Googles Kerngeschäft: Google Search. In 2022 machte Google Search über 57% des gesamten Umsatzes aus. Die ganze Welt googelt ein paar Mal, um eine Antwort zu finden. Millionen von potenziellen Seiten mit Antworten gefunden unter 0,5 Sekunden. Google platziert interessante/passende Werbungen zwischen den Suchergebnissen und auf einigen der gefundenen Seiten. Hin und wieder wird darauf geklickt und mit jedem Klick verdient Google.

Umsätze nach Segment – 10K 2022

Mit dem immer populär werdenden ChatGPT verändert sich langsam die Landschaft. Es genügt ein Prompt, eine gut formulierte Frage, um eine detaillierte Antwort zu erhalten. Sie sind nicht immer richtig, aber in den meisten Fällen hilfreich. Ich rechne damit, dass die Anzahl der Suche auf Google langsam zurückgehen. Denn es ist einerseits viel komfortabler, eine direkte Antwort auf seine Frage zu bekommen, anstatt mehrere Seiten nach der Antwort zu durchforsten. Andererseits gibt ChatGPT hin und wieder Zusatzinformationen an die man in erster Linie wahrscheinlich nicht gedacht hat.

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Was sagt ChatGPT selbst zum Einfluss von generative AI auf Google Search aus?

How will generative AIs like chatGPT affect googles search revenue?

Generative AI like ChatGPT has the potential to impact Google’s search revenue in several ways. On one hand, these AI systems can improve the quality and relevance of search results, making it more likely that users will find what they are looking for and thus increasing engagement with Google’s search platform.

However, there is also the potential for generative AI to reduce the need for users to perform searches altogether. As these systems become more sophisticated, they may be able to generate answers to users‘ queries directly, without the need for them to search for information on the web. This could potentially reduce the number of search queries made on Google and, consequently, impact the company’s search revenue.

Overall, it is difficult to predict the precise impact that generative AI will have on Google’s search revenue. However, it is clear that these systems have the potential to significantly shape the future of search and online information retrieval.

Nun, wenn das Google Search Segment einbricht, könnte Google das gleiche Schicksal ereilen wie IBM. Es ist zwar undenkbar, dass Google jemals aus unseren Leben verschwindet, aber es ist möglich, dass der Konzern seine Position als Marktführer im Bereichen Search verliert. Die Situation ist scheinbar so brisant, dass das Google-Management ein Notfall Meeting mit den Gründern Sergey Brin und Larry Page einberufen hatte.

Jeder sollte dieses Interview vom CEO Sundar Pichai mit The Wall Street Journal
lesen, in dem der CEO indirekt zugibt, dass sie gedrängt wurden, AI-Anwendungen wie Bard viel eher für Endverbraucher zugänglich zu machen, als gedacht bzw. gewünscht. Er sieht dennoch Bard als Ergänzung zur klassischen Suche und betrachtet ChatGPT bzw. Microsoft nicht als Gefahr.

Für Investoren könnte jedoch bereits die Vorstellung bzw. die Angst, dass Google massiv an Umsatz im Search-Segment einbüßen könnte, dazu führen, dass sie unterperformen und im schlimmsten Fall sogar Verluste realisieren.

Nun hat sich Google dazu entschlossen, seine eigene Variante von ChatGPT zu veröffentlichen: Bard.
Im Gegensatz zu ChatGPT, habe ich Bard noch nicht selbst testen können, ich stehe seit Kurzem jedoch auf der Warteliste🤞🏽. Berichten zur Folge ist Bard zwar schneller als ChatGPT aber dafür etwas ungenauer bzw. beschränkter. Ich nehme an, das ist was Googles CEO Sundar Pichai im Earnings Call zum 4. Quartal 2022 mit Vorsicht und viel Verantwortung beschrieben hat.

Generative AI wurden mithilfe von unzähligen öffentlichen zugänglichen Informationen trainiert und sind sehr komplex. Die Erfahrung mit Microsofts chatBot Tay in 2016 darf sich nicht wiederholen. Die Anwendungen müssen neutral sein, d.h. u.a. keine Rasse bevorzugen und keine politische Tendenz entwickeln.
Aktuell ist Copywriting ein großes Problem mit generativen Ais wie Copilot (Github/Microsoft), MidJourney und nicht zuletzt ChatGPT. Sie wurden mit Daten trainiert, die zum Teil mit Copyright versehen sind. Sie geben jedoch den Autoren der Informationen keine Credits geschweige denn eine Umsatzbeteiligung, obwohl das Produkt, also die resultierende AI-Anwendung oftmals nicht kostenlos ist.
Für Copilot zahlt man locker 10$ pro Monat, ChatGPT Plus kostet eben 20$ im Monat und Midjourney kostet schnell über 60$ im Monat.
Entwickler verklagen Github (Microsoft) für Copilot, Stability AI (Stable Diffusion) wird von Gettyimages verklagt. Ich glaube, die Prozesse werden Jahre dauern, bis sie geklärt werden können und es wird sehr schwer für Entwickler und Autoren, ihre Arbeit in den Antworten der AI-Anwendungen nachzuweisen.

Hauptsorgen eines Google Investors

Google in ein Pionier in AI. Der Konzern verfügt über die komplexesten AI-Anwendungen, die es überhaupt gibt u.a. LaMDA, PaLM, BERT, MUM, Vertex AI, DeepMind und nicht zuletzt Bard.
Es ist absehbar, dass Google Bard mit der Zeit auch genauer bzw. mächtiger wird. Bei solchen AI-Anwendungen erfolgen Verbesserungen nicht linear, sondern exponentiell. D.h. in immer kürzerer Zeit werden sie bedeutend besser.

Worin liegt nun die Sorge? Ich sehe drei besorgniserregenden Szenarios für den Aktienpreis:

  1. Bard wird nie so gut sein wie ChatGPT. Immer weniger Menschen nutzen Google Search. Googles Umsätze brechen ein.
  2. Bard ist genauso wie ChatGPT. Immer mehr Menschen nutzen Bard statt der klassischen Google Search. Umsätze können trotzdem fallen, wenn der Konzern bis dahin nicht herausgefunden hat, wie er Werbungen effektiv in die Antworten integriert.
  3. Bard ist genauso wie ChatGPT. Immer mehr Menschen nutzen Bard, der Konzern hat einen gangbaren Weg gefunden, Werbungen zu integrieren. Die operativen Margen des Konzerns könnten trotzdem fallen, da die Kosten Suche mit einem generativen AI wie Bard sicherlich viel höher sind als die Kosten pro Suche mit Google Search. Außerdem wird Google beide Such-Varianten für sehr lange Zeit parallel operieren.

Ich bin zuversichtlich, dass Google Bard verbessern wird. Ich glaube auch, dass der Konzern in naher Zukunft eine gute Möglichkeit finden wird, die Antworten von Bard zu monetarisieren. Wie lange das dauern wird, kann ich nicht sagen und zudem machen mir die Kosten, die mit Bard einhergehen, etwas Bauchschmerzen. Unterm Strich halten mich diese Bedenken davon ab, Google-Aktien nachzukaufen.

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