Index-Effekt als Anlagestrategie für kurzfristige Spekulationen an der Börse

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An der Börse aktiv und erfolgreich zu investieren bedeutet viel Arbeit. Es ist eine ständige Suche nach der nächsten guten Aktie und einen annehmbar guten Zeitpunkt für den Einstieg. Anders ausgedrückt: Stock picking und Market timing. So bin ich in den letzten Monaten auf ein Phänomen aufmerksam geworden. Es ist mir nämlich aufgefallen, dass die Kurse derjenigen Aktien, die in einem größeren Index aufgenommen wurden, kurzfristig gestiegen sind während Aktien, die hingegen aus einem großen Index ausgeschieden sind, einen Kursverlust erfahren haben.

In diesem Beitrag möchte ich kurz auf dieses Phänomen eingehen und erläutern, wie es als Anlagestrategie genutzt werden kann. Zudem erfährst Du welche Wirkung dieses Wissen auf mein persönliches Portfolio haben wird.

Kräftige Kursschwankungen durch einen Index-Wechsel

Am 7. Juni hat Twitter Monsanto im S&P-500 abgelöst. Seit der Bekanntmachung am 4. Juni bis 20. Juni hat die Twitter-Aktie eine Performance von ca. 26 % hingelegt. Dabei erfolgte die tatsächliche Aufnahme bereits am 7. Juni. Wenige Wochen später stand Wirecard im Rampenlicht der Medien. Seit der offiziellen Ankündigung der Aufnahmen von Wirecard in den DAX, am 05.09. bis zum 01.10. ist die Aktie um ca. 6 % gestiegen. Immerhin.

Wer medial aufmerksam war, hat bereits ein bis drei Monate vor den offiziellen Ankündigungen, vom möglichen bevorstehenden Indexwechsel gehört, so wäre ein früherer Einstieg möglich gewesen. Blicken wir nun einen Monat vor den jeweiligen Ankündigungen zurück, erkennen wir eine Rendite von 56 % mit Twitter (vom 04.05. bis 20.06.) bzw. 17 % mit Wirecard (vom 05.08. bis 01.10.).

Aufgrund dieser Beobachtungen stellte ich mir die Frage, ob es sich hierbei einfach um Einzelfälle handelt oder ob dies tatsächlich bereits ein Muster ist, aus der sich Schlüsse ziehen lassen?

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Der Index-Effekt

Da es nicht wissenschaftlich ist, zwei beobachtete Fälle ohne weiteres zu verallgemeinern, habe ich angefangen auf meine Vermutung hin zu recherchieren. Denn es ist klar, dass Indizes von Index-Trackers wie ETF- bzw. Fondsgesellschaften oder Portfoliomanagern abgebildet werden. Dadurch müssen die Tracker bei einem Indexwechsel handeln. Die aufgenommene Aktie wird im selben Verhältnis gekauft wie die ausgeschiedene Aktie verkauft wird. Kurzfristig steigt die Nachfrage auf der einen Seite, wodurch der Kurs steigt. Auf der anderen Seite herrscht ein Überangebot und folglich fällt der Kurs.

Es stellt sich heraus, dass dieses Phänomen längst unter dem Namen Index-Effekt bekannt ist. Ich bin unter anderem auf diesen Beitrag des Fondsmanagers Andre Stagge gestoßen, in dem er die Existenz des Index-Effekts bestätigt und hauptsächlich mit diesem Paper belegt.

Gründe für einen Indexwechsel

Indizes folgen eigenen Kriterien für ihre Zusammensetzung. So wird zum Beispiel die Zusammensetzung der Dax automatisiert quartalsweise nach Regeln überprüft. Verletzt ein Unternehmen die Auswahlkriterien scheidet es aus dem Index und das nächste Unternehmen auf der Auswahlrangliste, das den Kriterien entspricht, wird stattdessen aufgenommen. Beim DAX genügt es zum Beispiel, dass das Unternehmen seinen Hauptsitz ins Ausland verlegt oder an Marktkapitalisierung einbüßt. Die Gründe für das Ausscheiden oder für die Aufnahme sind vielfältig und müssen nicht fundamentaler Natur sein. Das heißt, ein Unternehmen, das aufgenommen wird, muss nicht zwingend mit Bilanzen glänzen.

Index-Effekt als Strategie für kurzfristige Spekulationen

Wie kann nun dieses Wissen genutzt werden? Im oben genannten Paper wird am Beispiel der Indizes S&P 500 und Russell 2000 erläutert, dass der Kurs vom Zeitpunkt der Bekanntmachung bis zur tatsächlichen Aufnahme eines Unternehmens in einem größeren Index um mehrere Prozente steigen kann. Umgekehrt fallen im selben Zeitraum Aktien, die ausscheiden um mehrere Prozent.

Um diese Strategie effektiv nutzen zu können, bedarf es guter Kenntnisse über die Kriterien für die Auswahlkriterien eines Index sowie einer regelmäßigen Recherche bzw. Überprüfung. Du solltest aber auch medial auf dem Laufenden sein und versuchen noch vor der offiziellen Ankündigung einzusteigen. Somit ist diese Strategie, meiner Meinung nach, recht zeitaufwendig und eignet sich nicht für jeden. Denn sobald ein Unternehmen für den Indexwechsel in den Medien prominent wird, ist es fast schon zu spät um einzusteigen.

Um den Index-Effekt nun für mich zu nutzen, sollte ich bereit sein, die aufwendige Recherche zu vollziehen, würde ich erst einmal festlegen, wie viel Prozent meines Portfolios ich mit dieser Strategie decken möchte. Da ich den Index-Effekt nur als kurzfristige Strategie zur Spekulation erachte, würde ich dieser einen Portfolioanteil von ca. 10% einräumen. Es muss beachtet werden, dass die einzelnen Positionen nicht lange gehalten werden können. Aus dem Paper entnehme ich einen mittleren Zeitraum von zwei Wochen. Nichtsdestotrotz ist die Haltedauer sehr variabel und muss für jede Position täglich beobachtet werden.

Was tun mit Aktien, die ich bereits besitze?

Wenn bekannt gegeben wird, dass eine Aktie, die ich bereits halte aus einem Index ausscheidet, so ist dies zunächst ein wichtiges Signal für mich die Aktie zeitnah fundamental zu überprüfen. Es kann durchaus sein, dass das betroffene Unternehmen an Marktkapitalisierung eingebüßt hat und nicht mehr profitabel ist. Dieser Fall sollte eigentlich nicht eintreten, wenn ich meine Aktien ohnehin regelmäßig fundamental analysiere.
Ist der Grund für das Ausscheiden nicht fundamentaler Natur, muss ich, als langfristiger Investor, nicht zwingend etwas unternehmen. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass sich manche ausgeschiedene Aktien nicht mehr wirklich erholen können.

Will ich als langfristiger Investor trotzdem etwas spekulieren, dann würde ich für einen kurzen Zeitraum auf den fallenden Kurs setzen. Dies erreiche ich durch eine geeignete Put-Option. Somit wäre die Position im entsprechenden Zeitraum gesichert.

Findest Du den Aufwand der Strategie zu hoch? Ist diese Strategie etwas für Dich oder setzt Du sie gar bereits ein?

Schreibe uns einen Kommentar dazu und gerne auch zu anderen Strategien, die Du nutzt.

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